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ENERGIEPREISE EXPLODIEREN - ABER WARUM?

04.10.21 18:33 Kommentar(e) Von Dr. Dennis Riedl

Einfache Frage, komplexe Antwort.

Der Ölpreis erreicht heute 81,54 US-Dollar, das Erdgas hat sich seit April verdoppelt, und jetzt gehen auch noch die Strompreise durch die Decke. Was ist eigentlich los an den Energiemärkten?

EINFACHE FRAGE, KOMPLEXE ANTWORT
Wie so oft im Leben ist eine einfache Frage manchmal nicht ganz so leicht zu beantworten. Der Ölpreis zum Beispiel notierte bereits 2018/19 in den aktuellen Regionen, bevor Corona die Welt und die Energiemärkte durcheinander wirbelte. Mit der allmählichen Normalisierung der Wirtschaftstätigkeit „normalisieren“ sich also auch die Energiepreise wieder.

Das ist aber nur ein Aspekt. Ein weiterer ist sicherlich, dass durch die Disruptionen im Zusammenhang mit der angestrebten Energiewende der ganze Sektor anfälliger für Preisausschläge geworden ist. So sehen manche Marktteilnehmer etwa im offenbar vergleichsweise windstillen Sommer (mit 9% weniger erzeugtem Windstrom als im Vorjahr) einen Grund für die Preisanstiege. Auch das kann aber maximal ein Puzzleteil sein.

SCHLÜSSELROLLE BEI ERDGAS?
Eine besondere Rolle kommt dem Erdgas zu. Der Grund: Hier ist der Preisaufschwung am extremsten und er zieht nicht nur konkurrierende Energieträger mit hoch, sondern schlägt sich als Ressource für die Stromerzeugung auch auf den Strompreis nieder.

Sehen wir uns einmal an, woher unser Erdgas überhaupt kommt. Der Aufkommensmix für Erdgas in Deutschland im Jahr 2020 sieht wie folgt aus (alle Angaben um Reexporte von importiertem Erdgas bereinigt):
Erdgas-Zulieferer // Dr. Dennis Riedl
Unser Erdgas kommt zum Großteil also aus Russland (44%) und Norwegen (42%). Während die Skandinavier nach einer aktuellen Meldung ihre Exporte ab Oktober sogar erhöhen werden, ist die Knappheit hierzulande hauptsächlich in den sinkenden russischen Importen begründet.

Und damit sind wir bei der entscheidenden Frage angelangt: Kann oder will der von der russischen Regierung gelenkte Gaskonzern Gazprom gegenwärtig nicht mehr Gas über die Europa-Pipelines schicken?

An einem Engpass bei den Pipeline-Kapazitäten liegt es offenbar jedenfalls nicht. Für beide Thesen gibt es einige Pro- und Contra-Argumente. Ob u. a. das umstrittene Projekt "Nord Stream 2" hier eine Rolle spielt und Moskau hierüber Druck ausübt, darüber kann letztlich nur gemutmaßt werden.

Fakt ist jedoch, dass unter den gegebenen Umständen dem Erdgas-Preis alles zuzutrauen ist – auch eine unbeirrte Fortsetzung des bereits spektakulären Preisaufschwungs.
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Dr. Dennis Riedl

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